Mittwoch, 2. Oktober 2013

Fliessen/Knall

Klaffender schwarzer Schlitz. Hilfe. Nicht da wo er hin soll, in der Seite dort genau unter dem Brustkorb. Eine Schande ist es. So ein junges Leben. Eine Schande wirklich. „Wieso haben sie ihn dann überfahren“ hörte ich einen alten weisen Mund reden der zu einem ziemlich dummen Kopf gehören zu schien. Bloß die Jugend, leider bloß die Jugend. Die lange Kanüle in meinem Arm, die mit der Nadel. Die die gerade die Oberfläche meiner Haut verletzt. Ein so kleiner Stich, so bewusst. Sollte ich nicht in schmerzen schreien? Sollte ich nicht hechelnd und keifend und beissend mir nur wünschen, allen Nerven entrissen zu werden. Das kommt noch. Jetzt aber alles taub und warm. Nur drückt die gerade gestälte Spitze mit dem spitzesten Teil gegen meine Haut, die widerstrebt. Eine Plane, ein ein Sprungtuch das sich aufspannt, ganz und unzerissen sein will, das tut sie solange bis der intensionsneutrale sterile Stahl die Oberhand gewinnt und meine Haut gezwungen wird,  ihren Widerstand aufgeben muss und die Nadel einläd indem sie sie umschließt, die ersten Millimeter, und willkommen heißt. Der Druck der mein Gewebe auseinanderdrückt. .Die Eisenbahn die sich vorarbeitet, die sich in mein Fleisch vorarbeitet.

Dumpfes Schreien von einem Mann, das nicht aufhören will. Es will nicht aufhören. Ihr war es viel zu laut, sie lernte Text, brauchte ihre Ruhe, musste ein ganzes Krimidinnerstück sich doch noch auf englisch reinschaufeln bis zur Premiere. Deswegen war sie ja im ruhebereich dieser kleinen Kapsel, von vielen unbemerkt da alle die in einen Zug einsteigen meißt sofort nach rechts gehen und niemals nach links blicken auf die 3-4 Sitzreihen hinter einer Glasmauer hermetisch vom Rest abgekapselt.  Die Meisten leer warteten und ruhten. Direkt hinter der Fahrerkabine. Als sie sich umsah, woher dieser Schrei kommen möge, es war nur eine Mittelfrequenz, die Feinheiten und die Tiefen, einfach abgeschnitten, einfach verstümmelt durch eine Vertikale die den Sound bricht. Das überleben sie nicht. Es war zu nah für das andere Abteil aber zu weit weg für den Nebensitz.
Tatsächlich ist es die Fahrerkabine. Es ist der Zugführer der gerade versucht eine schon gefällte Entscheidung nicht akzeptieren zu müssen, auf die bremse steigen. Das nahkommende Übel wegschreien Den Dämonen, der kurz davor ist ihm Seelenschmerzen zu geben, zurück in die Dunkelheit zu schluchzen. Angst machen. Die Nadel und die Haut, so kann der Lockführer die Realität nicht lange abwehren. Er wird in wenigen Millisekunden, in diesem Adrenalspiegel natürlich eher Jahrhunderte einen jungen Menschen, ein junges paar Augen zwischen den Schienen, die im letzen Moment doch noch - im letzen Moment, von ihrem Wunsch nach Ruhe geheilt hochsehnen und einsehen dass es nun zu spät ist der Realität widerstand zu leisten, überfahren. Den wird er überfahren. Der Geschmack von Grashalmen, das Knirschen wenn man sie zerbeißt. Komm Junge, was machst du hier, du solltest dich um Mädchen bemühen, warme Abende im Sommer, und durch die Strassen schländern und dich nicht kümmern, hätte der Lokführer gesagt wenn es zeit gewesen wäre, aber ein Gedanke ist so tausend mal schneller als der Mund. Trotzdem weiß es der Jugendliche. Scheiss.  Das war bescheuert, die isses nicht wert. Blitzlachen im Kopf, zu schnell der letze Gedanke.
Ein dumpfer, sich zu genau, zu detailiert wahrgenommener Schlag, erst Körper dann Kopf, um nur gedacht worden zu sein reißt die junge Schauspielerin nun komplett aus der Hoffnung noch etwas anderes könnte passiert worden sein. Im Augenwinkel ein Ei das gegen eine Wand geworfen wird, oder so was. Instinktiver schneller Ruck in die Mitte der Bank. Keiner neben ihr. Was ist gewesen. Als erstes sieht sie eine unförmige Blase sie ist rot und unscharf auf dem Ausklapptisch am Sitzrücken vor ihr. Sie fasst hin, nur eine reflektion. Verarscht wie ein Kater von einem Laser. Rechts gucken zur sonne, da wo das Licht herkommt halt. Nach dem Schreck schoss es unserer jungen Schauspielerin in den Kopf dass sie es nicht für möglich gehalten hätte wieviel Blut ein Mensch enthält und dass es ja bestimmt 3 Meter gespritzt sein muss um nun vor Ihr auf der anderen Seite des Fensters landen zu müssen. Das ist unrealistisch. Dann schämte sie sich heimlich für ihre Gedanken. Den sowieso niemand hört. Alle in der Kabine dachten ihn auch. Der Lokführer hat den Aufprall noch nicht mitbekommen, so scheint es. Er ist immer noch am Schreien, der Zug wird langsamer, is aber noch so schnell dass unsere Schauspielerin ,die gebannt an das Fenster sehen muss, bemerkt dass das Blut flieht, wegrennt seitlich nicht nach unten fliessen will.
Im überhitzen stickigen Auto im Nebensitz schmollend, ich bin sieben oder acht, draussen regen, die mama genervt sie muss fahren und hört langweilige Nachrichten, ausm fenster gucken. Alles grau. Aber kleine Tropfen laufen gemütlich ihren Weg zum Boden in dem kleinen Seitenfenster zwischen Spiegel und Vorne, bis sie überrascht von einem Windzug in eine Richtung, eine andere Richtung nach hinten gezogen werden und kleine Schleimspuren hinterlassen. Ich finde das unglaublich lustig und mache mir ein spiel daraus. Ich spreche die kleinen Tropfen lalalalala -  waaaaaaaaaa. hehe.
Ein Ruck zum entgültigen Stehen holt unsere junge Schauspielerin in zurück aus der Erinnerung zur Fahrt in die ökomenische Freizeit an dass sie sich gar nicht mehr erinnern wollte. Blick zur Fahrerkabine. Den Text legt sie weg, heute kann sie eh nicht mehr lernen.

Die Kanüle ist zum stehen gekommen und Blut oder Kochsalz oder Schmerzmittel drückt sich durch die Zwischenräume meiner Zellen, wird transportiert und reißt in den Körper und taub, wird taub, werde ich eingeschläfert. Augen, meine Augen trocken, mein eines. Es juckt, ich glaube ich habe kein Augenlied mehr, alles unterhalb meiner Körpermitte ist eigentlich nur Staub in meinem Kopf. Ich sehe den Beutel nicht, ich sehe eigentlich nur Streifen von Menschen die länger werden und dunkler. Münder die reden mich ansehen. „Ich sehe dort nichts gutes, geben sie mir die Lösung für .. alles was wir noch.“ Die zerfliessen, verschimmeln und laufen in rauschen, in rauschen durch meine Venen. Ein Breiter Strom, so dass eine 6 spurige Strasse zum überqueren gebaut werden müsste. Alles nur ein breiter Strom der in meinem Körper, aus meinem Körper und meine Grenze zerzetzt, Haut zerdrückt,  auflöst, auflöst dünn macht, dünnselig und nur noch kleiner Haufen Sand, Ich bin nur noch ein haufen Sand in einer Hand in einem Strom. Meine kleinstmöglichen Partikel werden mitgesogen sind noch ein nebel und nach 2 metern nur wasser, voller sand, von Millionen. Meine mutter, Mein lehrer, Meine Ex. Und Weiss das zu Schwarz wird.

Das es mal so endet weiß ich am Anfang nicht, und ich war nicht der Junge am Zug, das war .. ich weiß es nicht mehr, ich hab den getroffen, oder ein Artikel gelesen, ich war im gleichen Internat. Wurde totgeschwiegen, hat mich aufgeregt.

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